Die Narrenkappe

Unsere Narrenkappe

Die Narrenkappe der Bregenzer Faschingsgesellschaft

Schüttelfrost und Gänsehaut befällt seit jeher die braven Spießer, wenn sie sich Jakobinermützen gegenübersehen und nackter Haut, den Symbolen von Ungehorsam gegenüber der Obrigkeit und Ungeniertheit der Freigeisterei. Wie kam es dazu? Machen wir einen kleinen Ausflug in die Geschichte: Am 14. Juli 1789 marschierte eine große Menschenmenge in Paris zur alten Festung, der Bastie.


Die Erstürmung der Bastie versorgte das Volk von Paris mit Selbstbewusstsein, und es begann eine Zeit der Tumulte und Aufstände, die sich auf das ganze Land ausbreiteten, die französische Revolution. Politische Clubs übernahmen die Führung im Staate. Der Bretonische Club zog in ein Jakobinerkloster, daher wurden seine Mitglieder die Jakobiner genannt. Auch auf dem Lande gründeten sich Ableger der Jakobiner, und sie wurden mit fast einer halben Million Mitgliedern die best organisierte Macht der französischen Revolution.


Über die Grenzen dieser neuen französischen Republik hinweg, verbreitete sich der Geist der neuen bürgerlichen Freiheit. Die Menschen wollten frei sein von der absoluten Herrschaft der Aristokratie. Doch die Aristokraten eroberten ihre alte Herrschaft zurück.

Das war die Zeit, als die rheinische Fassenacht und der rheinische Karneval ihren Ursprung hatten. Die Bevölkerung wehrte sich geschickt gegen die Restaurierung der Macht der alten Obrigkeit und entwickelte phantasievolle Formen des zivilen Ungehorsams. Vermummt in Narrenkostümen hielten sie Spottreden auf die Herrschenden, überlisteten damit die allgegenwärtige Zensur und entzogen sich dem Zugriff der polizeilichen und militärischen Staatsgewalt. In Anspielungen bekannten sie sich zu den Werten der französischen Revolution.


Dazu benutzten sie verklausulierte Symbole der Revolution. Ein Beispiel dafür ist die Zahl Elf. Sie wurde zur magischen Zahl der Fasse nacht. Man begann die Sessionen am 11.11. um 11:11 Uhr und bildete den El fer rat, der das Volkstribunal symbolisierte. Hinter der Zahl Elf steckten die Anfangsbuchstaben der drei Losungs worte der französischen Revolution: E(galité), L(iberté), F(raternité). Gleichheit, Freiheit, Geschwisterlichkeit.


Hier taucht auch wieder die bei den Aristokraten verhasste Jakobiner mütze auf. Sie wurde unangreifbar zur Narrenkappe umstilisiert. Und um es auf die Spitze zu treiben bekam diese Kappe die heute bekannten Fasse nachts farben: blau, weiß, rot und gelb. Blau, weiß, rot war die Trikolore, die Fahne der französischen Revolution. Dazu kam gelb, die Farbe der bürgerlichen Revolution in den deutschen Ländern, die damit das weiß in der schwarz, weiß, roten Fahne des preußisch beherrschten kaiserlich norddeutschen Bundes repräsentierte. Denn schwarz, rot, gelb war die Fahne der deutschen Republik. Das Freiheitssymbol gegen das absolutistische Kaiserreich.


Die Fassenachtssumzüge parodieren die militärischen Bräuche der preußischen und französischen Aristokratenherrschaft. Man schunkelte, statt zu marschieren.

Share by: